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München - Die "Kirch-Affäre" hat für den deutschen Fußball-Rekordmeister Bayern München ein juristisches Nachspiel.
Der Berliner Rechtsanwalt Bert Handschumacher reichte am Donnerstag Strafanzeige gegen die Verantwortlichen der FC Bayern München AG und der KirchMedia bei der Staatsanwaltschaft beim Landgericht München I ein.
Bei dem Geheimvertrag, der dem Bundesliga-Spitzenreiter 40 Millionen Mark gebracht hatte, gebe es den Verdacht der verdeckten "Schmiergeldzahlung", erklärte Handschumacher:
"Verdacht der Bestechlichkeit"
"Da ein Anfangsverdacht der Bestechlichkeit gegeben ist, soll die Staatsanwaltschaft den Fall überprüfen."
Für Bayern-Manager Uli Hoeneß offenbar kein Grund, sich Sorgen zu machen. "Der einzige Punkt, den ich verstehen kann, dass es von Vielen wieder Neid auf den FC Bayern gibt. Aber das sind wir ja gewohnt", sagte der Bayern-Macher der "ARD".
Hoeneß: "Haben uns nicht kaufen lassen"
Den Vorwurf der Bestechlichkeit weist der 50-Jährige zurück: "Wir haben uns nicht kaufen lassen, denn der FC Bayern ist nicht käuflich." Zur Aufklärung der "Kirch-Affäre" will der FC Bayern mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) zusammenarbeiten und den umstrittenen "Geheim"-Vertrag offenlegen.
"Wir sind bereit, der DFL Einsicht zu gewähren", sagte Bayern-Vize-Präsident und -Schatzmeister Fritz Scherer und gab damit einer Forderung der Liga nach, die von "Klärungsbedarf" gesprochen und eine "vollständige Offenlegung" verlangt hatte. In den kommenden Tagen soll der 18-seitige Kontrakt nach Frankfurt/Main geschickt werden.
DfL will Rechtlichkeit prüfen
Die DFL will auf jeden Fall prüfen, "ob der Liga durch diesen Vertrag ein materieller Schaden entstanden ist oder ob es sich um einen Vermarktungsvertrag handelt, der in seiner Ausgestaltung eindeutig in der Hoheit des Vereins lag", erklärte Geschäftsführer Michael Pfad. Fraglich ist zudem, ob der Kontrakt schon im Lizenzierungsvertrag der DFL hätte vorgelegt werden müssen.
Der ehemalige Vizechef der inzwischen insolventen KirchMedia, Dieter Hahn, äußerte sich derweil im "Kicker" erstmals zum Inhalt des im Dezember 1999 geschlossenen Vertrags.
Vertrag für Einzelspiele geplant
"Wir wollten mit dem FC Bayern machen, was die Ufa mit Dortmund und dem Hamburger SV hatte: Einen Vertrag für Einzelspiele und für den Fall, dass der FC Bayern im Uefa-Cup vertreten wäre. Dann hätten wir die Spiele und die Vermarktung gehabt. Wir hätten auch einen eigenen Kanal mit den Bayern gemacht", meinte Hahn. "Zudem wollten wir Vorsorge treffen für den Fall, dass die zentrale Vermarktung fallen würde."
Das bestätigt auch Hoeneß: "Im Falle der dezentralen Vermarktung, die damals im Raum stand und auch noch heute im Raum steht, hätten wir uns mit der Kirch-Gruppe verbunden."
"Hoeneß war noch nie billig"
Den hohen Preis begründete Hahn kurz und knapp: "Uli Hoeneß war noch nie billig." Die Bayern seien der einzige Bundesliga-Verein, mit dem KirchMedia einen derartigen Deal geschlossen habe.
Der Grund für die Zahlungen sei vor allem gewesen, dass das Unternehmen die Meinungsmacht des Rekordmeisters gefürchtet habe. Von einem "Stimmenkauf" wollen die Münchner aber weiter nichts wissen. "Als die Entscheidung zur Zentralvermarktung im Ligaausschuss getroffen wurde, war Bayern München dort nicht vertreten", stellte Scherer klar.
"Das geht niemanden etwas an"
"Unsere Strategie brauchen wir nicht zu erläutern. Das geht niemanden etwas an", begründete Scherer die Geheimhaltung des Vertrages.
Im Lizenzierungsverfahren, das zum Zeitpunkt des Abschlusses noch Sache des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) gewesen war, musste der Vertrag nach Ansicht des Wirtschaftsprofessors nicht angegeben werden.
"Gegen kein Gesetz verstoßen"
"Vom Rechtlichen her ist die Sache klar: Das sind Einnahmen unserer Sport-Werbe GmbH und die sind nicht veröffentlichungspflichtig", meinte Scherer. Im Übrigen sei "nichts schwarz bezahlt und gegen kein Gesetz verstoßen worden".
Auch für Hoeneß ist der Vertrag eine legale Sache: "Wer mich kennt, der wusste schon immer, dass ich für die zentrale Vermarktung war. Wir sind dafür verantwortlich, dass der FC Bayern in der Zukunft optimale Bedingungen hat."