Ich habe in 33 Jahren Arminia schon einige Abstiege erlebt, aber dieser Abstieg ist aus meiner Sicht der bitterste. Na klar, war der 85er Relegations-Abstieg auch ein Schlag in's Gesicht, aber wegen meines Alters habe ich den einfach nicht so intensiv erlebt.
Ich war am Osterwochenende beim Auswärtsspiel in München und hab mich während des Spiels und danach aufgeregt, dass die Blauen nicht wirklich alles aus sich herausgeholt hatten und nicht einfach ge*l auf den Sieg waren. Hätte Arminas Abstieg nach dem Spiel bei 1860 festgestanden, wär das wohl in Ordnung gegangen.
Dann kam allerdings die Wende und die Jungs haben es geschafft, mich total heiß auf den Saisonendspurt zu machen, verbunden mit allen Hoffnungen, die sich aus der Spielweise in Bochum und in Dresden ergaben. Der Trend schien sich beim ersten Relegationsspiel in Darmstadt fortzusetzen. Ich war voller Euphorie, hab aber allen Kumpels und Kollegen, die mir schon zum Verbleib in der 2. Liga gratuliert haben gesagt, "Ich kenn Arminia, der Drops ist noch nicht gelutscht." Ich war davon ausgegangen, dass es nochmal ein schweres Spiel werden wird, aber war auch der Meinung, dass es klappen wird, wenn Arminia den gleichen Einsatz und die gleiche Leidenschaft zeigt, wie in den drei vorherigen Auswärtsspielen.
Und genau das, war meine Fehleinschätzung. Die Blauen haben es nicht eine Sekunde lang geschafft, den gleichen Einsatz und die gleiche Leidenschaft zu zeigen. Sie sind derbe geschwommen und hatten entweder Ortega, der einige Male hervorragend pariert hat oder einige Male Glück, dass Darmstadt die erarbeiteten Chancen nicht besser genutzt hat. Trotzdem habe ich die Hoffnung nie aufgegeben, auch wenn die Zuversicht im Laufe des Spiels wegen der unterschiedlichen Einstellung und Spielweise der beiden Teams weniger wurde. Nach Kacpers Tor schien dann alles gut auszugehen, aber...
Nun fühle ich mich nach wie vor leer, habe zwei beschissene Nächte hinter mir und mir geht immer wieder das Bild der letzten Szene durch den Kopf, in der der Ball nur an den Pfosten geht. Wann kommt jemand, der mich kneift und mir sagt, dass alles so nicht passiert ist. Es ist unheimlich bitter, dass die Jungs es im letzten Spiel nicht hinbekommen haben, ihre vorher präsentierte Nervenstärke und ihren Einsatz auch in diesem Spiel zu zeigen. Waren es die Spieler bzw. deren Einstellung schuld? Hat der Trainer die Jungs einfach mit der falschen Marschroute auf's Feld geschickt? War es einfach ein Tag zum Verlieren? Auf jeden Fall war es ein weiteres Kapitel in der Leidensgeschichte aller, die es gewohnt sind, mit diesem Verein zu leiden.
Die Schritte, die man in zwei Jahren 3. Liga und in dem einen Jahr 2. Liga gemacht hat, müssen nun wieder rückwärts gegangen werden, vielleicht nicht alle, aber doch viele. Unter den finanziellen Bedingungen wird es sehr schwer werden. Außerdem hätte man die Amas eine Liga näher am Profiteam gehabt, gute Voraussetzungen, für den langfristigen Einbau der Eigengewächse. Bitter, dass diese phantastische Saison der Amas nicht belohnt wurde - letztendlich weil die Profis es nicht geschafft haben, im letzten Spiel das abzurufen, was sie in den wenigen Spielen zuvor stark gemacht hatte.
Ich werde diesen Verein immer lieben, aber diese Wunde wird lange brauchen, um zu verheilen und die Narbe wird man immer sehen können.