Quelle: Express
Kleinkrieg lähmt die FC-Führung
Fraktionen, Freunde, Cliquen – Es knirscht im Gebälk
Von MARCEL SCHWAMBORN und LARS WERNER
Steht in der Kritik: FC-Manager Andreas Rettig
Foto: Gottschalk
Satena-Offensive: Sponsor legt Beweise vor
„Wir haben Kontakt zur CTO.“ Deal bleibt aber fraglich
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Köln - Erstklassig – mit diesem Prädikat wirbt der 1. FC Köln seit dem Aufstieg.
Doch was sich derzeit rund um das Geißbockheim abspielt, ist alles andere als erstklassig. Es knirscht im Gebälk, und hinter den Kulissen wird kräftig gezankt.
Die beiden FC-Geschäftsführer Claus Horstmann und Andreas Rettig steckten jüngst die Köpfe zusammen und versprachen sich, einander den Rücken freizuhalten.
Der Eindruck drängt sich auf, dass das Führungs-Duo ein gemeinsames Schutzschild gegen die Giftpfeile errichtet. „Ich schätze meinen Kollegen sehr“, sagt Rettig. „Daher weiß ich, wie sehr er im Moment leidet.“
Der Trubel um den zweifelhaften Hauptsponsor-Deal mit der Satena-Holding setzt Horstmann extrem zu. Der ansonsten stets gut gelaunte Finanzexperte ist derzeit der einzige Verantwortliche, der sich zum Zypern-Albtraum äußert.
Präsident Wolfgang Overath, der den Vertrag über seinen langjährigen Bekannten Dieter Bendig anleierte, hält sich in der Öffentlichkeit lieber zurück.
FC-Boss Overath fühlt sich im Moment in einer permanenten Zwickmühle. Unlängst verlängerte er den Vertrag mit Horstmann um drei Jahre. Auch zu Rettig hielt der Präsident trotz massiver Kritik und gab ihm einen weiteren Vertrag.
Nun schieben die Verantwortlichen hinter vorgehaltener Hand den schwarzen Peter hin und her. Overaths Vertraute – Jürgen Glowacz, Hannes Löhr, Stephan Engels – erlauben sich auf Grund ihrer großen Erfahrung eine deutliche Meinung und lassen sich nicht verbiegen.
Da sind Reibungspunkte garantiert. Gleich wegen mehrerer Personalien gab es daher zuletzt heftige Diskussionen.
Beispiel 1: Als Nachfolger für Torwart-Trainer Peter Greiber sollte Ex-FC-Keeper Michael Kraft, der weiterhin gute Kontakte zu Overath und seinen Freunden hält, installiert werden. Rettig legte sein Veto ein. Jetzt soll Greiber wohl doch bleiben.
Beispiel 2: Winter-Transfer Fabio Bilica, den Stephan Engels nach Köln brachte, soll nach dem Willen des Chef-Scouts gehalten werden. Diese Meinung teilen nicht alle.
Beispiel 3: Trainer Uwe Rapolder scheint ohne Europameister Vassilis Tsiartas zu planen. Doch der setzte sich jüngst mit Boss Overath und Vize Glowacz zusammen. Die signalisierten ihm, dass er durchaus mit einem Bleiben rechnen könnte.
Früher leistete sich der FC zahlreiche Fehleinkäufe, weil Manager Rettig quasi im Alleingang die Dinge abwickelte. Nun sorgt die größere Führungscrew zwar für ein breiteres Meinungsbild.
Doch aktuell steckt der FC in einer Sackgasse weil der Führungs-Kleinkrieg den Klub lähmt.