Gazzetta 2: Unsere Nummer 21. Spielerportrait Zeljko Radovic
Mein Bezug zum Zeljko
Es soll einmal Zeiten gegeben haben, da war es in Hütteldorf gar nicht ungern gesehen, wenn Fans über das Training der Kampfmannschaft berichtet haben. Man ist dafür sogar bei Mitgliederversammlungen gelobt worden und auch sonst musste man nicht den Eindruck haben, dass einem sein Interesse an Rapid übelgenommen wurde. Ich bin davon ausgegangen, dass die Verantwortlichen des Klubs wie ich eine engere Bindung der Fans zu ihrem Verein anstreben. Obwohl ich von meiner Persönlichkeitsstruktur eigentlich keiner bin, der von sich aus den persönlichen Kontakt mit Vereinsverantwortlichen oder Spielern sucht, habe ich mir auch von Vereinsseite - zum Detail sogar inhaltlich - bestätigen lassen, dass das, was ich mache, keineswegs schädlich für Rapid sei. In letzter Zeit jedoch wurde ich eines Besseren belehrt. Es wurden Maßnahmen ergriffen, die die Fans irritieren und die Existenz der Gazzetta in Frage stellen. Die Lawine wurde von einigen Leuten losgetreten, die gerne ihren Namen in der Zeitung lesen, die mit allen - zum Teil extrem unsauberen - Mitteln keine Möglichkeit auslassen, sich selbst in den Vordergrund zu drängen, auch wenn dadurch dem Verein ein nachhaltiger Schaden entsteht. Sie mögen dabei die besten Absichten verfolgen, doch es bleibt nichts anderes als ein getrübtes Verhältnis zwischen Fans und Verein über. Ich könnte mich stundenlang über die Details dieser Schattenspiele auslassen, sie sind mir im übrigen inzwischen auch schon alle lückenlos bekannt, doch würde man sie dadurch nur unnötig aufwerten. Als einer jener Leute, die vom Land kommen und daher auch gewisse moralische Vorstellungen beibehalten, übernehme ich die weltmännische Gelassenheit der Städtebewohner, denen die Kälte der dunklen Wälder fremd ist und die sich mit den Realitäten der sozialdarwinistischen Methoden schon als Kleinkinder auseinandersetzen mussten, verstehen und akzeptieren werde ich sie aber nie können. Das aber nur am Rand, übrig bleibt: Ich kann meine Beiträge gegenwärtig nicht auf der Rapid-Homepage veröffentlichen und ich kann auch das Training nicht besuchen, mit einem Wort, ich wurde um Möglichkeiten der Freizeitgestaltung, die mit Rapid zu tun haben, gebracht.
Diese zweifellos schon lange zurückliegenden und daher im Dunkel der verlorenen Erinnerungen untergegangen Möglichkeiten führten auch dazu, dass man hie und da das Training der Nachwuchsmannschaften ansehen konnte. Und da stand bei mir ein Gedanke im Mittelpunkt: Wer von den Spielern, die da noch etwas unbeholfen dem Ball hinterherjagen, wird einmal den Sprung in unsere Kampfmannschaft schaffen? Einem ist dies bereits gelungen, er ist einer der ganz wenigen bei Rapid, die den Weg aus den Nachwuchsmannschaften in den Kader der Kampfmannschaft, wenn auch über Umwegen, geschafft haben: Es ist unser Zeljko Radovic. Allerdings hat man nicht das Gefühl, dass ihm die Fans das anrechnen. Obwohl es an seiner Person wohl kaum etwas gibt, das einem stören müsste, wird er für meinen Geschmack von vielen Fans allzu kritisch beurteilt. Ob das nun mit seiner Herkunft aus einer Gastarbeiterfamilie, mit seiner fußballerischen Vergangenheit beim GAK und bei der Vienna zu tun hat, ist schwer zu sagen, Fakt ist, dass er immer wieder das Opfer von ungerechtfertigten Pauschalverurteilungen wird. Vielleicht ist es einfach so, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt. Obwohl wir den Zeljko schon im Nationalteam ansprechende Leistungen bringen sahen, obwohl er schon wichtige Tore in Meisterschaft und Europacup für uns erzielte, weiß der ewige Raunzer, der zahlende Kunde, der glaubt, mit zweihundert Öschis eine Weltklassemannschaft finanzieren zu können, dass der Radovic kein Kicker sei. Da können Experten sagen, was sie wollen, er weiß immer alles besser, ist sein Vorbild doch der Kartnig, die Fleischwerdung aller heißen Luft. Wir aber, etwas nüchterner in unserem Denken, hoffen, dass auch der Zeljko wieder zu seiner Form finden wird.
Persönliche Daten
* 1974, 1,91 groß und 82 kg schwer, ledig. Frühere Vereine: Vienna, GAK. Zeljko ist Nationalspieler und absolvierte für Österreich ein Länderspiel.
Wie ist er so, der Zeljko?
Der Zeljko ist einer, der wie alle Stürmer nach der Liebe der Massen giert. Und in den ersten Runden der Herbstsaison 2000 schien er diesem Ziel besonders nahe, gegen Sturm spielte er groß auf und erzielte zwei der vier Tore und legte noch dazu eines auf. Sein Torjubel, verbunden mit einem Kniefall vor dem Publikum, ist mir als Bild im Kopf geblieben. Wenn es bei ihm läuft, ist er sicher einer der stärksten österreichischen Offensivspieler überhaupt und auch ist bei ihm die Fähigkeit, die Massen zu begeistern, zu spüren: Er sucht mit seinen Gesten nach Torerfolgen die Kommunikation mit den Fans. Das ist die positive Seite, die es zu erwähnen gibt. Schlechter dagegen ist, dass er sich von Formkrisen schwer erholt, dass er dann zu grübeln beginnt, sich zu wenig auf seine Stärken besinnt. Auch ansonsten hat er als Persönlichkeit Eigenschaften, die ihm bisher am großen Durchbruch hinderten, er neigt zum Beispiel dazu, wie auch sein Abgang beim GAK zeigte, die Schuld nicht auch bei sich zu suchen. Und ob Schlagzeilen wie "Hilfe, ich werde demontiert!", die im Herbst 1999 zu lesen waren und auf eine Neigung, Probleme nicht intern lösen zu wollen, schließen lassen, wirklich fehlende Konstanz in den Leistungen überbrücken helfen, wage ich zu bezweifeln. Wichtiger wäre es, wenn er in seiner Selbsteinschätzung eine andere Haltung einnehmen würde. Er ist ein guter Spieler, aber nicht so überdurchschnittlich, dass er sich damit zufrieden geben sollte. Daher wäre es wichtig, dass er mehr Willen, mehr mentale Stärke zeigt, dass er im Erfolg nicht abhebt und bei Durststrecken sich nicht gehen läßt.
Sportliche Bewertung:
Zeljko Radovic absolvierte für Rapid bisher 46 Pflichtspiele, davon 37 Meisterschaftsspiele, in denen er 11 Tore erzielte.
Frühjahr 2000: 12 Spiele, 754 Einsatzminuten, 6 Tore, kein Assist
Herbst 2000: 20 Spiele, 1.469 Einsatzminuten, 5 Tore, 4 Assists
Frühjahr 2001: 5 Spiele, 169 Einsatzminuten, kein Tor, kein Assist
Radovic hat ein starkes Jahr 2000 hinter sich, seine Qualitäten zeigte er in diesem Zeitraum jedenfalls. Erst gegen Ende der Herbstsaison schlitterte er in eine Formkrise, von der er sich leider immer noch nicht erholt hat. Seine Stärken sind klar: Wenn es läuft, gute Chancenauswertung, bewegt sich gut, überlauert Situationen, immer torgefährlich. Ist auch zurückgezogen im Mittelfeld einsetzbar, Schwächen hat er zeitenweise im Zweikampf, sein wirkliches Problem aber ist seine mangelnde Konstanz. Zuletzt zeigte er vor allem im Cup leichte Aufwärtstendenz, doch zeigte das Spiel gegen den GAK das die Verunsicherung noch immer nicht verschwunden ist. Aber es kann ja noch werden. Vielleicht können wir wieder einmal wie nach neun Runden schreiben:
„Der Angriff, die Offensivabteilung, überzeugte mit Ausnahme des Derbys in jedem Spiel: Jens Dowe, der in acht Spielen vier Tore selbst erzielte, sechs auflegte, Rene Wagner, der sechs Tore selbst erzielte, drei auflegte und Zeljko Radovic, der vier Türl machte und ebensoviele auflegte. Dazu noch der starke Taument, der mit genauen Flanken und tollen Dribblings für dauernde Gefahr an der linken Angriffsflanke Rapids sorgte. Dokupil hatte aber auch noch Savicevic, Wallner, Schwarz und Ivanschitz im Talon. Nach neun Spielen hatten wir 21 Tore erzielt, d.h. wir konnten pro Spiel im Schnitt mehr als zwei Tore erzielen.“